english | français | deutsch 

Ausgaben von SIESC - Aktuell

Aufgerufen, sich zu bewegen

Wenn die Migration eine entscheidende Frage für die Mehrzahl der Länder geworden ist, betrifft sie uns auch persönlich. Die Globalisierung wirkt sich auf jede/n von uns aus. Wir sind alle mehr oder weniger Nomaden, was die Berufslaufbahn anlangt, die Orte unseres Lebens, ja sogar die Wahl der Lebensform; der Bolognaprozess erleichtert die Mobilität der Student/inn/en, der Lehrer/innen und der Forscher/innen.
Die geographischen Ortsveränderungen können uns dazu führen, Menschen zu begegnen, die andere Weltanschauungen, Menschenbilder und Einstellungen vertreten, reich an Werten anderer religiöser und säkularer Traditionen. Sich dem Dialog zu öffnen, erlaubt, andere Werte zu entdecken, ohne die eigene Grundposition aufzugeben, während man das Bewusstsein der eigenen Identität beim Schaffen von Beziehungen zu anderen im Schoß einer friedfertigen und toleranten Gemeinschaft stärkt.
Doch der in unserer Gesellschaft der Wirtschaft gegebene Vorrang bewirkt eine Abwertung des geistigen und geistlichen Lebens. Und man kann es bedauern, dass der Bolognaprozess einer umfassenden Bildung eine der Logik der Marktwirtschaft entsprechende Bildung vorzieht. Muss Erziehung nicht vor allem darauf aus sein, „dem Menschen zu ermöglichen, mehr zu sein und nicht nur mehr zu haben“? Es bleibt noch, veraltete Methoden für unterschiedliche wirkungsvollere Mittel aufgeben zu können.
Sich bewegen: die Ereignisse können uns dazu zwingen: eine sehr schwer gestörte Situation drängt es uns auf, auf die Organisation des Sommertreffens zu verzichten. Meistens sind Wahlentscheidungen möglich: Soll man die von den Regierungen oder den europäischen Institutionen vorgeschlagenen Reformen zurückweisen oder annehmen? Wir dürfen nicht bei einer ersten Stufe des Überlegens stehen bleiben. Es ist immer notwendig, uns zu informieren, manchmal den Status quo in Frage zu stellen, aber man muss auch den Mut haben, zu unterstützen oder zu erfinden.
Es war nie leicht, Lehrer/in zu sein, aber das darf uns nicht daran hindern, die Weisheit und die Liebe des Schöpfers für den Menschen zu erkennen, da jedes Leben in den Plan der Liebe Gottes eingeschlossen ist. Um die Jungen zu erziehen und für das Evangelium zu gewinnen, müssen wir „sie dort aufsuchen, wo sie sind, und ihnen in ihrer Art zu leben begegnen“. Werden wir zu denen gehören, die aufstehen, um Gewohnheiten und Strukturen beiseite zu schieben, um auf die Botschaft der Seligpreisungen zu antworten?


100 Jahre Ökumenische Bewegung in Edinburg

Im Juni 1910 trafen einander in Edinburg erstmals 1200 Delegierte von einer großen Zahl von protestantischen und anglikanischen Missionen. Beinahe alle aus dem Westen stammend, waren sie sich bewusst, dass die Trennung der Christen und die Konkurrenz der Missionen ein gefährliches Gegenzeugnis eines Christentums der Ausbreitung seit dem Ende des 19. Jh.s  sind. Katholiken und Orthodoxe hielten sich noch fern; aber das war das Treffen, das den Beginn der ökumenischen Bewegung einleitete.
Das Wort „ökumenisch“ war in seiner modernen Bedeutung zum ersten Mal 1846 bei der Gründung dessen verwendet worden, was 1951 der Evangelische Weltbund werden sollte. Es verbreitete sich in diesem Sinn erst im Lauf der 1920er-Jahre im protestantischen Bereich, wobei der Ökumenische Rat der Kirchen unter Teilname der Orthodoxen 1948 geschaffen wurde; es trat erst mit dem 2. Vatikanum in den katholischen Wortgebrauch ein. Im 19. Jh. war die Beschäftigung mit der Einheit schon in jeder Form des Christentums da, aber diese konnten sie sich damals nur als eine Rückkehr in jede einzelne von ihnen denken, was man Unionismus nannte.
Im Juni 2010 sind von den Delegierten nur 250 sehr repräsentativ, dazu kommen sehr zahlreiche eingeladene. 60 % der Delegierten kommen aus Südamerika, Asien, Afrika und Ozeanien; Katholiken und Orthodoxe nehmen teil; die gleiche Anzahl von Männern und Frauen wird berücksichtigt. 3 Jahre lang sind regionale Treffen durch eine Gruppe von 20 Vertreter/innen der wichtigen christlichen Traditionen organisiert und koordiniert worden, um den Zeitpunkt hundert Jahre danach zu würdigen.
Was diese Konferenz am meisten kennzeichnet, ist die Teilnahme der Evangelikalen, welche die Arbeitsweisen etwas umgestaltet haben. Die sogenannten historischen Kirchen haben seit Jahren eine Praxis der ökumenischen Dialoge angenommen, welche die Mehrzahl der Evangelikalen erst entdecken; die einen und die anderen müssen von einem gegenseitigen Missverstehen weggehen. Es war das erste Mal, dass die Verantwortlichen des Evangelischen Weltbundes mit Mitgliedern des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen zusammen arbeiteten: eine neue Herausforderung für den Ökumenismus, der immer für die Einheit offen ist, „wann und wie Gott sie will“, entsprechend dem Gebet von P. Paul Couturier.   
Dieses Hundert-Jahr-Jubiläum ist zweifellos ein Wendepunkt in der weltweiten ökumenischen Bewegung mit Hinblick auf den Platz, den die Evangelikalen im Anwachsen zur Fülle darin einnehmen.