Dr. phil. Vera Bokorová, Prag
(Referat beim 49. Jahrestreffen des SIESC in Prag, 9.8.2003)
Wir sind ins 3. Jahrtausend des christlichen Zeitalters eingetreten und das ist eine große Herausforderung, besonders für uns Christen. Wie können wir das Böse der Weltkriege, des Völkermords, des Hungers und des Terrorismus überwinden, das im vergangenen Jahrhundert entstanden ist und noch immer die Welt erschüttert?
Ohne Zweifel ist es der Mensch, der den derzeitigen Stand der Dinge verursacht hat. Daher soll zu allererst der Mensch die Wirklichkeit erkennen und verstehen, seine Lage und seine Fähigkeit, sein Verhalten zu ändern. Man kann die Chance dafür im Bereich der Erziehung suchen, durch die die junge Generation gebildet wird. So suchen viele in der Erziehung die Hoffnung für eine Lösung und beziehen sich auf das 3. Jahrtausend als "Zeitalter des Menschen und der Erziehung/Bildung". Sind diese Erwartungen gerechtfertigt? Können wirklich solche Möglichkeiten in der Erziehung gefunden werden?
Was ist Erziehung/Bildung? Wir können der Aussage zustimmen, dass das Ergebnis von Erziehung/Bildung das ist, was bleibt, wenn die Fakten, die wir gelernt haben, vergessen sind. Das bedeutet, dass Erziehung/Bildung nicht nur den Aufbau von Wissen, sondern auch anderer Eigenschaften bedeutet. Welcher Eigenschaften? Vor allem solche geistiger Art: sein/ihr Verhalten steuern und die Eigenschaften seines/ihres Selbst bestimmen. Natürlich gehört auch unser Wissen dazu. Gestützt auf Einzelteile des Wissens schaffen wir unser inneres subjektives Bild der Wirklichkeit, in dem die Interaktion unseres Lebens statt findet. Einzelteile des Wissens sind jedoch nicht der entscheidende Faktor. Andere Umstände spielen eine bedeutende Rolle. Sogar ein Verbrecher kann eine umfangreiches Wissen vollkommener Qualität haben. Zur Zeit sind wir uns der Tatsache bewusst, dass es neben dem überbetonten Intelligenzquotienten (IQ) eine nicht weniger wichtige sogenannte emotionale Intelligenz gibt, die mit der Motivation des menschlichen Verhaltens eng verbunden ist.
Daher soll Erziehung eine Reihe von geistigen Qualitäten schaffen, die an der Steuerung unseres Verhaltens teilhaben. Diese schließen z.B. die Qualität der Struktur unseres Selbst mit ein: d.h. wie wir uns selbst erkennen, wie wir uns selbst beurteilen, was wir von uns selbst erwarten. Das Nächste ist das System der Werte und Normen, die wir verinnerlicht haben und durch die wir uns steuern, wenn wir Entscheidungen über unsere Ziele und Verhaltensweisen treffen. Das ist verbunden mit der Funktion des Gewissens und Faktoren im Bereich des Willens, z.B. Zielstrebigkeit, Gewissenhaftigkeit, Selbstdisziplin usw.. Alle diese Qualitäten unseres Selbst nehmen signifikant an der bewussten Steuerung unseres Verhaltens teil. Es ist auch wichtig, dass die Qualitäten nicht angeboren sind, sondern erworben, d.h. aus persönlicher Lebenserfahrung gelernt. So sind sie also das Ergebnis von Einflüssen aus der Umwelt im Zusammenhang mit besonderen Lebenssituationen eines Individuums in ihrer zeitlichen Abfolge. Erziehung ist ein Teil dieser Einflüsse. Sie ist jedoch eine absichtliche und geplante Handlung und folglich sollte ihre Stellung vorherrschend sein. Ob Erziehung die Position in der Tat erreichen soll, hängt von ihrer Qualität und von ihrer Übereinstimmung mit den Anlagen des jeweiligen Individuums einerseits und mit den Umweltbedingungen andererseits ab.
Deswegen muss man der Qualität der Erziehung ein Maximum an Aufmerksamkeit widmen und sie auf relevante wissenschaftliche Befunde aufbauen, deren Zahl derzeit ziemlich hoch ist. Das setzt neben anderem voraus, dass wir die gesellschaftlichen Umwelteinflüsse bewusst beobachten und nach dem Maß unserer Fähigkeiten steuern besonders ihre Aspekte, die entweder direkt oder indirekt an dem Prozess der Erziehung teilnehmen. Die ersten Aspekte (mit direktem Einfluss) beinhalten die Familie; die anderen beinhalten neben Erziehungseinrichtungen, die von der Gesellschaft geführt werden, Kultur und Lebensstil.
Die Familie ist der primäre Träger der Erziehung. Eltern, die ihre Kinder ins Leben gebracht haben, sind verantwortlich für ihre Erziehung und haben das Recht sie aufzuziehen. (Dr. Semíns Vortrag wird sich damit detaillierter befassen.) Unglücklicherweise funktioniert die Familie nicht immer und nach den statistischen Daten wird die Situation in den entwickelten Ländern noch schlechter. Das ist einer der Gründe, warum die Erziehungsbedingungen sich dramatisch verändern und die schulische Erziehung ebenfalls beträchtlich beeinflussen.
Daher werden wir uns in den folgenden Abschnitten des Vortrags auf drei Aspekte des Themas
konzentrieren:
Der Brennpunkt der Schule heute bewegt sich von der bis heute vorherrschenden Erziehung im Sinne von Wissenserwerb zu einer Erziehung im Sinn von Bildung des Charakters des Schülers in einem weiten Bereich von Qualitäten. Infolge des Vordringens von Informatik und Massenmedien verliert die Schule ihre Rolle als zentrale Informationsquelle. Heutzutage soll die Schule die Schüler vor allem die Fertigkeiten lehren, die notwendig sind, um Informationen zu finden, in kritischer Form zu verarbeiten und zu nützen. Auf diese Weise wird ihre Rolle führend und erziehend im Sinne von Bildung des Charakters des Schülers. Die Anforderungen an ihre bildende Rolle sind besonders wegen der Notwendigkeit beträchtlich angewachsen, Mängel der Funktion der Familie und Störungen der Entwicklung der Kinder zu kompensieren, deren Zahl zunimmt. Großteils gehen diese Störungen auf die technologische Entwicklung der Gesellschaft zurück, die eine Anzahl von problematischen und unerwünschten Erscheinungen verursacht, die eine gesunde Entwicklung des eigenen Selbst zerstören und seine innere Integrität und sein Gleichgewicht verderben können. Fortgeschrittene Technologie und hochentwickelte Arbeitsteilung zerstören die natürliche Beziehung zwischen einem Individuum und dem Ergebnis seiner/ihrer schöpferischen Tätigkeit. Alles wird in einer ungeheuer komplexen Art und Weise übermittelt, sodass die Menschen den Weg und die Kontrolle über die Ergebnisse ihres eigenen Tuns verlieren, d.h. sie verlieren wichtige Rückmeldungen. Lockerung oder sogar Auflösung stabiler gesellschaftlicher Bande und von Beziehungen zwischen Personen zusammen mit Massenproduktion und Konsumerismus, manipulierende Einflüsse von Medien und Geschäft können als andere problematische Umstände festgestellt werden. Diese sind umso problematischer, weil ihr Einfluss vor dem Hintergrund eines zerstörten, gesundheitsgefährdenden ökologischen Gleichgewichts mit stets rascher werdenden Veränderungen im der Lebensweise, kulturellen Konflikten und einer ständigen Abwertung traditioneller Werte zum Tragen kommt.
Diese dynamischen Veränderungen in den Lebensbedingungen stellen beträchtliche Anforderungen an Anpassungsfähigkeiten und das Beibehalten des notwendigen Gleichgewichts seines Selbst. Das kann auch die Entwicklung eines Kindes in zerstörerischer Weise beeinflussen, die so zu unerwünschten pathologischen Erscheinungen führt: Oberflächlichkeit, geschwächte moralische Normen und kriminelles Verhalten, oder um den Reaktionen zu entgehen: Drogenmissbrauch und Selbstmorde. Statistiken dokumentieren die Zunahme dieser Erscheinungen und die Abnahme des Alters für ihr Auftreten. Wir können Gewalt einschließlich Morden sogar bei Schulkindern beobachten.
Diese Warnzeichen dürfen nicht ignoriert oder leicht genommen werden. Wir fangen erst an zu begreifen, dass die lebensnotwendige Vorbedingung für das Überleben der menschlichen Rasse nicht nur das ökologische Interesse für die Natur ist, sondern auch das Interesse für geistige Gesundheit und spirituelle Entwicklung der jungen Generation. Wir alle tragen dafür die Verantwortung und am meisten diejenigen, die im Bereich der Erziehung arbeiten. Das sind die Kennzeichen des modernen Zeitalters "die Zeichen der Zeit", die wir lesen sollen, wie die Bibel sagt. Das ist der einzige Weg, der zu entsprechendem Handeln führt.
Geänderte Lebensbedingungen und die daraus folgenden Anforderungen an das Individuum erfordern ein Überdenken des Konzepts von Erziehungszielen und folglich der Arbeitsformen und Methoden ihrer Verwirklichung. Das ist jedoch eine anspruchsvolle Aufgabe und die Schulen sind nicht genug dafür vorbereitet. Seit dem Fall des Kommunismus läuft ein Prozess ständiger Schulreform in der Tschechischen Republik ab. Erst in den letzten zwei Jahren wurde eine einheitlichere Vision gebildet und im sogenannten "Weißbuch" veröffentlicht. Es bringt viele gute Ideen und konkrete Vorschläge; es geht aber nicht weit über den Rahmen von erzieherischen und organisatorischen Aspekten hinaus. Besonders der entscheidende Ausgangspunkt der Begriff eines menschlichen Wesens wird ausgelassen. Doch ohne die Wahrheit über den Menschen können kaum Fortschritte in der Suche nach Lösungen für die Schlüsselfragen der Erziehung gemacht werden.
Ein menschliches Wesen ist eine dreidimensional Schöpfung: körperlich, intellektuell und spirituell. Auf diese Erfahrung bezog sich auch der tschechische Gelehrte Jan Amos Comenius, oft "Lehrer der Völker" genannt (1592-1670). Wir haben jedoch nicht den Mut, die Dinge klar beim Namen zu nennen. Als ob es eine altmodische Idee wäre und es keine Beweise für ihre Berechtigung gäbe, die von wissenschaftlicher Forschung und anderen empirischen Daten geboten werden. Es gibt auch eine Art Hindernis in Form des noch immer lebenden Erbes der positivistischen Pädagogik. Sie erlaubte nur wissenschaftlich gefundene Fakten und Theorien in Schulen zu lehren. Jeder andere Einfluss auf Schüler wurde als unannehmbare Indoktrination angesehen. Durch diese Vorgangsweise wurde Erziehung im Sinne von Bildung des Charakters eines Schülers besonders Weitergeben der anerkannten Werte an die junge Generation unterdrückt. Jetzt ernten wir die Früchte dieser sterilen Vorgangsweise: sogar so grundlegende Werte wie Familie und menschliches Leben werden abgewertet. Obwohl der kommunistische Totilitarismus ein gewisses Maß an Erziehung in den früheren sozialistischen Ländern vorgeschrieben hat, war sie auf den Sinn von marxistischer materialistischer Ideologie beschränkt, deren Inhalt neben dem Kampf für Frieden und vergesellschaftetes Eigentum proletarischer Internationalismus zusammen mit revolutionärem Klassenkampf und atheistischer Propaganda war. So wurde schulische Erziehung im Sinne von Bildung des Charakters des Schülers abgewertet und auch aus den Schulen verdrängt.
Unglücklicherweise beinhalten spätere Versuche, Erziehungsziele zu definieren, ebenso zu allgemeine und zu vage Formulierungen. Lehrer werden nicht dazu gebracht, sich auf besondere intellektuelle Qualitäten oder Fertigkeiten zu konzentrieren, die die Qualität des Verhaltens bestimmen. (Wir haben uns damit am Beginn des Vortrags befasst.) Diese beinhalten neben anderem das Wertesystem, das von dem Individuum als wichtig für sein/ihr Leben begriffen wird. Wie nehmen diese Werte an der Steuerung unseres Verhaltens teil?
Ein Erwachsener handelt in Übereinstimmung mit seinem/ihrem überlegten Programm. Das Wesen menschlicher Freiheit liegt in unserer Fähigkeit, aus verschiedenen Alternativen zu wählen und unter Verwendung des eigenen Willens für ein besonderes Ziel zu entscheiden. Entscheidungen-Treffen erfolgt mit Hilfe von Beurteilung der spezifischen Situation und gegebener Möglichkeiten mit Rücksicht auf besondere Kriterien. Diese Kriterien sind die Werte und Normen, die vom Individuum angenommen und geachtet worden sind. So ist Beurteilung ein entscheidender Akt der Steuerung. In jungen Jahren wird die Beurteilung ohne Absicht als wahrgenommene Empfindungen des Angenehmen oder Unangenehmen durchgeführt. Mit der Entwicklung intellektueller Fertigkeiten kommen als Nächstes intellektuelle Beurteilungsprozesse, die zu Erkenntnisprozessen einer höheren Ordnung gehören, über den emotionalen Erfahrungen zur Wirkung. Es ist offensichtlich, dass die Wertekriterien das menschliche Entscheidungen-Treffen und Verhalten einschließlich seiner moralischen Aspekte signifikant mitbestimmen. Diese Kriterien werden im Prozess des Lernens erworben. Ist es dann für eine moralische Erziehung nicht notwendig, sich absichtlich aus sie zu konzentrieren? Man bezieht sich auf sie als "Werte-Orientierung" oder "System erworbener Werte". Für eine vollständige Entwicklung des eigenen Selbst ist es wichtig, sich ihrer voll bewusst zu sein; sie zu rechtfertigen und aufzubauen. Wenn einem Individuum diese Vorbedingungen mangeln, kann er/sie keine reife autonome Person sein. Sie werden leicht Opfer von Manipulationen und werden von äußerem Druck und zufälligen Umständen ins Schlepptau genommen. So eine Person besitzt keine innere Integrität und Stärke. Wir können leicht vermuten, was das in der modernen Zeit von Massenmedien, Werbung und politischer Propaganda bedeutet. Das sind ernst zu nehmende Argumente für die Notwendigkeit von Werteerziehung.
Man formuliert gewöhnlich eine Ablehnung der Werteerziehung in Schulen, indem man behauptet, dass Eltern das Recht haben, ihre Werte an Kinder weiterzugeben. Es ist klar, dass diese beträchtlich von den Werten abweichen können, die von der Schule vorgestellt werden. Besonders in einer multikulturellen Gesellschaft. Es gibt jedoch ein Gegenargument, das behauptet, dass es möglich sei, die grundlegenden gemeinsam annehmbaren Werte zu definieren und so einen Konsens zu erreichen. Eine Analyse der angeborenen gemeinsamen menschlichen Bedürfnisse wird dazu dienen.
Jeder lebende Organismus kann durch seine grundlegenden Bedürfnisse charakterisiert werden. Sie bestimmen seine Anforderungen an die notwendigen Lebensbedingungen, um seine Existenz zu erhalten und seine umfassende Entwicklung zu fördern. Solche Bedürfnisse sind auch charakteristisch für unsere "homo sapiens"-Rasse. Ihre Befriedigung ist wesentlich oder sehr wichtig für eine gesunde Entwicklung des eigenen Selbst. Das Thema der menschlichen Bedürfnisse, ihrer Zusammensetzung, ihrer Funktionalität, ihres Dynamismus in der Entwicklung und ihrer Teilnahme an der Motivationsstruktur ist sehr wichtig. Wir können jedoch auf Grund der zeitlichen Begrenzung dieses Vortrags das Thema nicht behandeln. Wir können in diesem Zusammenhang nur feststellen, dass die Grundlage der oben erwähnten drei menschlichen Dimensionen in angeborenen Bedürfnissen liegt, die nicht nur körperlich, sondern auch intellektuell und spirituell sind. Was wir Werte nennen, sind im Grunde die Mittel und Wege, unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Der Drang ihres Bedürfnisses nach Befriedigung und die entsprechende Frustrationstoleranz sind bei verschiedenen Formen der Bedürfnisse verschieden; sie werden aber immer offenbar und können, wenn sie das tun, sehr negative Folgen verursachen, besonders sowohl für die Entwicklung eines Kindes als auch seine Gesundheit. Deswegen ist das Verstehen des Themas menschlicher Bedürfnisse wesentlich und hilft den Konsens für Werteerziehung zu finden.
In praktischen Situationen kann das Problem der Weitergabe von Werten auch durch alternative Schulen gelöst werden, von denen viele auf der Grundlage der Religion einer bestimmten Konfession geleitet werden. Schulen der christlichen Kirchen haben den Vorteil, dass sie ihre Erziehung aus der Schrift ableiten, wo die grundlegenden Werte und Normen erklärt werden. Gott hilft dem Menschen seinen Weg zu finden sich nicht im Chaos zu verlieren. Diese Schulen können Werteerziehung umfassend anwenden und als Modell dienen. Darüber hinaus sind sie in der Lage, Schülern spirituelle Werte anzubieten. Und Schüler suchen nach ihnen und erwarten von ihrer Schule, ihnen zu helfen. Das ist durch die Ergebnisse von Fragebögen bewiesen worden, die unter 14-17jährigen Studenten verteilt worden waren. Sie fordern, dass ihre Lehrer sich ständig an feste Regeln und Vorschriften halten und ihnen beibringen, Gut und Böse zu unterscheiden, und ihnen in ihrer Suche nach einem Sinn von Leben und Existenz helfen. Diese Forderungen zeigen die Frustration spezifischer menschlicher Bedürfnisse an: des Bedürfnisses nach Ordnung, Sinnhaftigkeit und Transzendenz der eigenen individuellen Begrenztheit.
Die Erziehungsaufgabe ist sehr komplex und anspruchsvoll. Sie überschreitet in dramatischer Weise das Konzept, nur eine Ansammlung von Wissen und manuelle Fertigkeiten zu bilden. Sie liegt nicht darin, Theoreme, Ratschläge und Vorschläge zu formulieren. Man muss zu tieferen Dimensionen des Selbst gelangen und das erfordert tiefergehende psychologische Vorbereitung, systematisches Vorgehen, Kreativität, Stetigkeit und andere für die Lehrerpersönlichkeit relevante Bedingungen zusammen mit zwischenpersonalen Beziehungen und einem umfassenden Schulklima. Bis zur Gegenwart waren die Schulen beherrscht von Erziehung im Sinne von Wissenserwerb. Doch neue Anforderungen an Erziehung erfordern auch neue Vorgangsweisen und Methoden, die jetzt gerade gesucht und getestet werden. Sie konzentrieren sich kennzeichnenderweise auf Tätigwerden und Selbstreflexion der Schüler ebenso wie auf Gruppenaktivitäten. Sie führen Schüler dazu, sich auf sich selbst zu verlassen, und wenden Befunde verschiedener Bereiche der Psychologie an, besonders die Tatsache der wesentlichen bildenden Rolle der Selbsttätigkeit.
Vorherrschend tätiges Lernen liegt darin, dass man Schülern nicht vorgefertigte Einzelheiten von Wissen gibt, sondern Situationen als Aufgaben. Sie suchen selbst notwendige Informationen und Lösungen. Bei themenorientiertem Lernen werden verschiedene Fächer in dem vorgegebenen thematischen Bereich verbunden: z.B. Naturwissenschaften und Geographie mit Geschichte, Politische Bildung usw.. Es wird z.B. eine bestimmte geschichtliche Epoche ausgewählt und in diesem Rahmen werden Einzelteile des Wissens zusammengefügt und Schüler lernen nicht nur über wichtige geschichtliche Ereignisse, sondern auch über natürliche Voraussetzungen, frühere Produktionsbedingungen, Lebensweise, wichtige Gedanken und Menschen. Das sich ergebende Wissen kann weiter in Kunst, Drama oder musikalische Aufführung umgeformt werden. Unterrichten kann auch näher an das wirkliche Leben herangebracht werden: Zum Beispiel wird die Aufgabe gestellt, einen Schulausflug in eine interessante Gegend vorzubereiten. Dann studieren die Schüler Landkarten, Fahrpläne, historische Daten und Sehenswürdigkeiten und arbeiten einen konkreten Plan aufgebaut auf ihre Entdeckungen aus. Oder noch einige Beispiele können angeführt werden: Vorbereitung einer öffentlichen Veranstaltung, Entwerfen eines Informationsfalters über die Schule, Lösung eines besonderen Falles, von Konfliktsituationen usw. Demokratische Vorgangsweisen machen es für die Schüler möglich, an der Erstellung des Erziehungsprogramms und/oder der Schulordnung, teilzunehmen, einschließlich der in der Klasse anwendbaren Regeln. Sie können z.B. beim Festlegen von Sanktionen für den Fall einer Regelverletzung teilnehmen. Schüler werden zu Selbstdisziplin und Selbsteinschätzung geführt ihre eigenen Fehler und deren möglichen Gründe zu analysieren; sie bilden auch die Schülerselbstverwaltung. Viele Methoden, die sogenanntes kritisches Denken fördern, beginnt man in die Praxis umzusetzen.
In unserer Schule haben wir einen Pilotversuch zu den Möglichkeiten, Philosophie mit Kindern zu betreiben. Der Vater dieser Idee ist Prof. Lipman von der Mont Clair University. Die Ziele der Methodenlehre sind es, Oberflächlichkeit in unserer Wahrnehmung der Realität zu überwinden und nach tieferen Beziehungen und der Bedeutung von Erscheinungen zu suchen, kritisches Denken, kritische Distanz zu situationsbedingtem Druck, Selbsterkenntnis, Selbstdisziplin und verantwortungsvolles Urteilen zu fördern. Der große Vorteil der Methodenlehre liegt darin, dass sie vom Kindesalter bis zu Erwachsenen verwendet werden kann. Sie kann auch in Verbindung mit verschiedenen Inhalten angewendet werden, d.h. in verschiedenen Fächern. Da es sich um eine Gruppenaktivität handelt, werden bei der Suche nach Antworten zu verschiedenen Fragen die kommunikativen Fertigkeiten der Schüler und andere soziale Kompetenzen entwickelt.
Soweit der Blick auf die Arbeit an unserer Schule. Natürlich sind Methoden und alle anderen Mittel wichtig; der entscheidende Faktor ist noch immer der Lehrer; seine oder ihre Professionalität, persönliche Qualitäten, Einstellungen und Wirkung.
Leider muss man sagen, dass trotz aller Bedeutung, die man der Erziehung gibt, Lehrer nicht genug geschätzt werden. In der Tschechischen Republik z.B. findet man Lehrer sowohl am unteren Ende der finanziellen Einstufung von Berufen als auch der gesellschaftlichen Stellung. Zur selben Zeit tragen die Lehrer eine Last gewaltiger Anforderungen und sie erfüllen einen riskanten Beruf. Daher müssen Lehrervereinigungen mehr Initiativen ergreifen, um die Aufmerksamkeit der Regierungsgremien in einer verantwortungsvolleren Art und Weise auf die Sorge für die junge Generation und die Bedingungen der Erziehung zu richten. Einschließlich der Verhinderung des oft demoralisierenden Einflusses der Medien und einiger unzivilisierter Elemente des sogenannten Kulturlebens.
Politische Führer und Verantwortliche der Kirche tragen Mitverantwortung für die Erziehung der jungen Generation.